OT: 13 Reasons Why - Tote Mädchen Lügen Nicht

Ich weiß, das hat nicht wahnsinnig viel mit mir und meinen Büchern zu tun und doch habe ich mir über die Serie "Tote Mädchen Lügen Nicht" sehr viele Gedanken gemacht und  möchte diese nun mit euch teilen. Vor allem, da ich deswegen in eine ziemlich interessante Diskussion geraten bin, in der ich die einzige war, die die Serie als glaubwürdig empfunden hatte. 

 

Habt ihr die Serie schon gesehen oder gar das Buch gelesen? Wenn nicht, dann ist das kein Problem. Ich werde versuchen alles so Spoilerfrei zu halten, wie mir nur möglich ist.

Die Serie handelt von einem Mädchen das sich umgebracht hat. Die Gründe dafür - um genau zu nehmen 13 Gründe - hat sie auf Kassetten aufgenommen. Jede Kassette handelt von einem Menschen, der ihr unrecht getan hat und jeder dieser Personen erhält alle 13 Aufnahmen, die er oder sie sich anhören und die Kassetten dann der nächstfolgenden Person weitergeben sollen. Wenn diese Regel gebrochen wird, dann wird eine Kopie der Aufnahmen veröffentlicht, was für nicht jeden unter diesen Personen eine "gute" Option wäre. Zumal auch ein paar der Personen Straftaten begangen haben, die Folgen nach sich ziehen könnten.

 

Und hier kommen wir schon zum ersten Knackpunkt, den vermutlich einige gestört haben. Die ersten Aufnahmen erschienen als das, was jeder Teenager schon einmal durchgemacht hat. Zumindest würde ich behaupten, dass es dem einen oder anderen so gegangen ist. Es wurden lügen verbreitet, man wurde auf sein äußerliches reduziert, Gedanken wurden veröffentlicht, ohne zu fragen ob man durfte oder nicht. Ja, das war nicht so schlimm, da gebe ich manchen recht. Bis dahin empfand ich es auch nicht so, als wären das Gründe gewesen sich das Leben zu nehmen. Hier kann ich nur aus meiner persönlichen Erfahrungen sprechen, denn auch ich habe so etwas als Jugendliche erlebt. Auch ich wurde auf mein äußerliches reduziert, weil ich früh reifer geworden bin als andere. Und weil ich immer kleiner war, als alle anderen. Selbst heute wird noch über meine Körpergröße getuschelt, auch wenn es viel kleinere Menschen gibt als mich. Aber hey - darüber muss man drüber stehen. Man muss es mit einem Lächeln hinnehmen und so tun, als würde es einem nichts ausmachen.  Aber nur so tun, als würde es einem nichts ausmachen reicht einfach nicht. Ich hatte Freunde, die mir geholfen haben. Die mir gesagt haben, dass es nicht so schlimm ist, wenn mir die Jungs nicht in die Augen sehen konnten, weil ihr pubertierendes Gehirn etwas interessanteres gesehen hatte. Irgendwann war es auch nicht mehr so schlimm. Und trotzdem wollte ich verstecken, worüber alle geredet haben.

Es verletzt, kratzt am Selbstbewusstsein (selbst wenn es in irgendeiner Weise ein Kompliment sein könnte) und man möchte sich am liebsten verkriechen. Nicht jeder kann damit umgehen. Nicht jeder kann das verstecken, weswegen man gehänselt wird. Und wenn man keine Freunde hat, die hinter einem stehen und einen wieder aufbauen, dann ist es noch schwieriger darüber zu stehen.

 

Hannah - das Mädchen in der Serie, das sich das Leben genommen hat - hatte keine Freunde. Die, die sie gehabt hat haben sie alle in irgendeiner Weise hintergangen. Haben dazu beigetragen, dass die Gerüchte über sie nicht an Zunder verloren. Selbst wenn es im ersten Moment als nicht so schlimm erschien. Es zog sich hin; tauchte immer und immer wieder auf. Und sie stand das alleine durch.

Warum redete sie dann nicht mir ihren Eltern darüber? Das wäre ein gutes Gegenargument gewesen, wenn es nicht um ein siebzehnjähriges Mädchen gehen würde. Hannah hatte wirklich tolle Eltern, die zwar selbst einige Probleme hatten, die sie aber immer unterstützt haben. Aber welcher Jugendliche möchte mit seinen Eltern darüber reden, dass die Jungs in der Schule sie als Schlampe bezeichnen? Dass sie sich nicht mehr wohl in ihrem Körper fühlt? Vor allem, wenn man befürchten muss, dass die Eltern mit der Schule reden wollen. Dass das vermutlich alles schlimmer machen würde. Also verstehe ich durchaus, dass sie das nicht in Erwägung gezogen hat. Und zum Schluss suchte sie auch Hilfe. Sie suchte das Gespräch, das dann leider nicht so lief, wie sie es gebraucht hätte.

 

Dann kam der Moment- die eine Kassette -, wo es nun verständlich wurde, dass sie sich umgebracht hat. Doch die Sache mit den Kassetten war für viele unnötig. Dass sie die Kassetten aufnimmt und die anderen "zwingt" sich ihre Aufnahmen und alle anderen anzuhören, wäre genauso schlimm wie das, was die anderen ihr angetan haben. (Hier ist natürlich die eine Person ausgenommen, die der ausschlaggebende Grund für ihren Selbstmord war.) 

Ja, Hannah hat sich im Grunde auf dieselbe Stufe mit ihren Peinigern gestellt. Sie hat sich unter anderem verteidigt, dass nicht alles so war, wie viele gedacht haben. Hat erklärt, warum manche Aktionen sie so sehr verletzt haben. Aber dadurch hat sie auch die Geheimnisse der anderen offen gelegt. Sie hat gezeigt, dass nicht jeder so ist, wie er sich nach außen hin gibt. Sie hat das Schicksal jeder Person in die Hände der Personen gelegt, die die Kassetten zu hören bekommen haben. So wie jeder dieser Personen ihr Schicksal unweigerlich verändert haben.

 

Und auch ich behaupte, dass Hannah nicht ein Unschuldslamm war. Auch sie hat diesen Personen zum Teil unrecht getan. Hat auch sie verletzt und nicht hinterfragt, warum sie das getan haben, was sie getan haben. Dass auch sie vielleicht ein hartes Schicksal erleiden haben müssen, von dem sie nichts wusste, was ihre Taten alles andere als rechtfertigen würde. Aber sie hätte einfühlsamer sein können. Vielleicht manchem nicht so sehr Gewicht verleihen sollen, wie sie es getan hat. Doch gerade das zeigt doch, dass nicht jeder mit allem gleich gut umgehen kann. Dass manche Dinge jemanden mehr verletzen, als es das mit jemandem anderen tun würde. Und dass man sich vorher Gedanken machen sollte, ob das was man sagt oder tut verletzend sein könnte. Sie hatte Gründe dafür, sich das Leben zu nehmen. Für manchen erscheinen ein paar völlig unbegründet und als nicht gerade ausreichend und doch muss man die Gesamtsituation betrachten. Die Gesamtsituation in der Hannah gesteckt hat. Ohne Freunde, mit immer den gleichen Gerüchten über sie im Ohr, mit der Reduzierung auf ihren Körper und dem, was man ihr angetan hat. 

 

Und genau diese Message empfand ich als so wichtig. Man weiß nie, welches Päckchen wer mit sich herumträgt. Warum derjenige etwas macht, was einen selbst verletzt er es aber als nicht so schlimm erachtet. Dass man nachdenkt, bevor man handelt; bevor man spricht. Dass man sich Gedanken über seine Mitmenschen macht und nicht nur an sich selbst denkt. Auch das hätte Hannah vielleicht beachten sollen und die anderen bei ihr.

 

Also passt auf eure Mitmenschen auf. Redet mit ihnen und denkt darüber nach, bevor ihr etwas möglicherweise verletzendes sagt. Nicht jeder ist stark genug mit verletzenden Dingen umzugehen.

Bietet eure Hilfe an und sucht Hilfe, wenn ihr selbst welche benötigt. Es gibt Menschen, die für euch da sind. Die euch zur Seite stehen und euch lieben! 

Sagt, wenn euch etwas verletzt und sucht das Gespräch. Nicht alle Menschen sind böse. Nicht alle Menschen meinen das, was sie sagen. 

 

Gebt auf euch und eure Mitmenschen acht!

 

Kommentar schreiben

Kommentare: 0